Bedingt eine gute Work-Life-Balance ein höheres Commitment? Eine Studie zu den Aspekten von Work-Life-Balance-Maßnahmen für die Arbeitswelt

Commitment – sprich die Mitarbeiterbindung ist eine der größten Herausforderungen für den langfristigen Unternehmenserfolg. Fluktuationen sind nicht nur ein hoher Kostenfaktor, der Verlust guter Mitarbeiter kann ebenfalls zum Imageproblem vor der Tatsache des Employer Brandings werden.

Die ambitioniert talentierte ehemalige Studierende Stefanie Janssen hat sich in ihrer Abschlussarbeit aus dem Themengebiet Arbeitspsychologie intensiv und erfolgreich damit beschäftigt sowie bedeutsame Ergebnisse für die Praxis herausgearbeitet.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse möchten wir Ihnen hier präsentieren. Viel Freude beim Lesen! 

Zusammenfassung: Die empirische Arbeit untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen der Work-Life-Balance von Arbeitnehmern und dem affektiven Commitment gibt. Außerdem wurde der mögliche Nutzen von Work-Life-Balance-Maßnahmen analysiert. 

Um diese Fragestellungen zu beantworten, wurden 217 Berufstätige in Deutschland mit Hilfe eines Online-Fragebogens befragt. 

Die eingangs gestellte Frage „Bedingt eine gute Work-Life-Balance ein höheres Commitment?“ kann nach dieser Untersuchung folglich positiv beantwortet werden. 

Erkenntnisse: Es hat sich gezeigt, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Work-Life-Balance von Arbeitnehmern und deren affektivem Commitment gibt. Wenn Anforderungen aus Privatleben und Beruf besser vereint werden, ist die emotionale Identifikation und Bindung an den Arbeitgeber größer. Dies ist eine wichtige Erkenntnis für Unternehmen, da sie deshalb besonders darauf achten sollten ihre Mitarbeiter bei der Schaffung von Work-Life-Balance zu unterstützen. Vor allem, weil es für Unternehmen immer schwieriger wird qualifiziertes Personal zu finden, können Work-Life-Balance-Maßnahmen eine Möglichkeit sein, um talentierte Mitarbeiter an sich zu binden und somit Kosten zu sparen.

Flexible Arbeitszeiten: Es hat sich außerdem gezeigt, dass allein die Anzahl an angebotenen Work-Life-Balance-Maßnahmen mit dem affektiven Commitment zusammenhängt. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter in vielfältiger Weise dabei unterstützen eine Balance zwischen Berufs- und Privatleben zu finden. In diesem Zusammenhang konnte festgestellt werden, dass flexible Arbeitszeiten für Arbeitnehmer mit Abstand am wichtigsten sind. Arbeitnehmer können Anforderungen aus dem Privatleben und dem Beruf somit besser gerecht werden. 

Homeoffice: Diese Untersuchung hat deutlich gemacht, dass das Angebot an Work-Life-Balance-Maßnahmen in vielen Unternehmen ausbaufähig ist. Vor allem die Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten i.S.d. Homeoffice sollte vermehrt angeboten werden, da Arbeitnehmern dies besonders wichtig ist. 

Kinderbetreuung: In Zukunft sollte auch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung und bei der Pflege von Angehörigen weiter ausgebaut werden. Nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels spielen diese Maßnahmen für Arbeitnehmer eine zunehmend große Rolle.

Verringerung der Fluktuationsrate: Eine weitere Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass sich Personen mit und ohne Kündigungsabsicht in ihrer Work-Life-Balance unterscheiden. Besonders um die Fluktuationsrate zu senken, sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter bei der Erreichung einer Work-Life-Balance unterstützen. Work-Life-Balance-Maßnahmen können zum positiven Erleben der gesamten Arbeitssituation führen, weswegen eine Kündigung unwahrscheinlicher wird. Maßnahmen zur Work-Life-Balance ermöglichen weniger Rollenkonflikte zwischen den Lebensbereichen und Unternehmen bei den Mitarbeitenden.

Generationenvergleich: Zudem konnte festgestellt werden, dass es Unterschiede der Generationen Baby Boomer, Generation X und Generation Y gibt, die für die Arbeitswelt von Bedeutung sind. Es lässt sich die Tendenz erkennen, dass die Work-Life-Balance bei älteren Arbeitnehmern höher ist. 

Es scheint besonders für junge Arbeitnehmer schwierig zu sein, den Anforderungen aus Arbeits- und Privatleben gleichermaßen gerecht zu werden. 

Die Unterschiede der Generationen in Bezug auf die Wichtigkeit von Work-Life-Balance waren nicht signifikant. Gleichwohl, lässt sich anhand der Ergebnisse vermuten, dass der Generation X eine Work-Life-Balance besonders wichtig ist. 

Insgesamt: Es kann festgehalten werden, dass eine Work-Life-Balance allen Arbeitnehmern heutzutage sehr wichtig ist, weswegen Unternehmen ihre Attraktivität durch ein breites Angebot an Work-Life-Balance-Maßnahmen steigern könnten.

Der signifikante Unterschied der Generationen in Bezug auf das affektive Commitment hat gezeigt, dass vor allem die Generation Y nur wenig an den Arbeitgeber gebunden ist

Es gilt also für Unternehmen, besonders viel darin zu investieren, junge Arbeitnehmer an sich zu binden. Da ein Wechsel des Arbeitgebers immer mehr zur Idealvorstellung wird, wird es in Zukunft eine große Herausforderung für Unternehmen sein, eine emotionale Bindung zur Generation Y herzustellen.

Fazit: Diese Arbeit hat gezeigt, dass eine gute Work-Life-Balance mit einem erhöhten affektiven Commitment zusammenhängt. Deswegen sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter durch eine Vielzahl von Work-Life-Balance-Maßnahmen aktiv unterstützen, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen. Besonders aufgrund der geringen emotionalen Bindung der Generation Y, könnten diese Maßnahmen dazu beitragen, junge Arbeitnehmer langfristig an ein Unternehmen zu binden. Abschließend kann festgehalten werden, dass nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber von einer guten Work-Life-Balance profitieren.“


© Stefanie Janssen & Martina Töpfer